250.000 Gesellinnen und Gesellen fehlen aktuell bundesweit, vor allem in den Gewerken Bau und Ausbau. Dahinter steckt eine zu lose Tarifbindung, monierte jüngst der Zentralverband des Deutschen Handwerks. Bis zu 20 Prozent höher fällt der Lohn in anderen Wirtschaftssektoren aus – reichlich unattraktiv für moderne Azubis. Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, da wird radikal ausgesiebt nach lukrativen Aufträgen, viele warten wochenlang auf Umsetzung oder werden gänzlich abgelehnt.

Chance: findige Solidarität

Ein Unding, dem sich Handwerker wie Mario Anders – von Natur aus begabt in der Improvisation – aber nicht beugen wollen: Vor anderthalb Jahren gründete der Dachdeckermeister aus Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) die Kontaktbörse www.deinhandwerk.de,über die sich strapazierte Betriebe landesweit vernetzen und einander aushelfen können – egal, ob man Akkuschrauber, Bagger oder einen Kollegen auf Zeit „ausleihen“ will. Den bisweilen notwendigen moralischen Beistand gibt es gratis.

Chance: Instagram und Co. und Digitalisierung

Gegen das alte, leider sehr lebendige Gespenst „Fachkräftemangel“ hilft außerdem eine Modernisierung – indem online eine Marke kreiert wird, zum Beispiel. Soziale Netzwerke mit jungen, mittlerweile auch weiblichen Influencern machen es vor: Handwerk ist cool, es verlangt Muskelkraft, Kreativität und Köpfchen, um anderer Leute Träume zu verwirklichen. Dafür wird Leistung direkt sichtbar. Darauf kann man zu Recht stolz sein.

Chance: Umdenken

Der Bewusstseinswandel fort vom „Akademisierungswahn“ der letzten Jahre findet bereits statt. Schulen und Ausbildungsbetriebe vermitteln in Unterricht und Praktika: Aus dir wird auch etwas, wenn du nicht studiert hast. Von gutem Handwerk hängt letztlich Lebensqualität ab – gerade hierfür braucht es eine starke Lobby. Mehr Zeit und mehr Sinn für den Wert des Handwerks haben auch wir im Hinterkopf. Wenn es um den Schritt in die Digitalisierung und letztlich in die Zukunft geht, macht unsere App ADDIGO vieles einfacher.

 

Nachlesen: Mehr Geld für das Handwerk (Süddeutsche Zeitung, 24.04.2019)